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Visueller Müll
Doppelpunkte in Impressen, Inhaltsverzeichnissen, Zwischentiteln
usw. trotz typografisch klarer Differenzierung der Inhaltsstruktur
nehmen im Publishing überhand,
Konsistenz in der Textgestaltung
Was möglicherweise für Hosennähte gilt doppelt
genäht hält besser trifft für visuelle Kommunikation
nicht zu. Ganz im Gegenteil,behindern die visuellen Doppelbotschaften
das Lesen und stören das Inhaltsverständnis. Einfache,
deutliche Unterscheidung und konsequent auf Inhaltsstruktur und
Leseart bezogene Textorganisation geben Orientierung. In dem Text,
den Sie gerade lesen, signalisieren fette Zeilen die Überschriften
des folgenden Textes, das bedarf keiner Erklärung. Ein Doppelpunkt
danach ist überflüssig, wie der Vergleich zeigt.
Ausgezeichnet:
Typografische Auszeichnung unterscheidet. Je nach Inhalt,
Zusammenhang und Zielsetzung werden z. B. Begriffe verdeutlicht
oder unterschiedliche Leseebenen geschaffen.
Typografische Auszeichnung gliedert. Sie bildet eine anschauliche
Struktur, die Lesart und Gebrauchsnutzen unterstützt.
Typografische Auszeichnung orientiert. In der Menge der Informationen
macht sie Inhalte gezielt auffindbar und wiedererkennbar. Firmenlogos,
Gestaltungsraster, Hyperlinks sind Beispiele.
Bildhaft aktive Auszeichnung wirkt beim Anschauen. Interpunktion
gliedert beim Lesen. Doppelpunkte machen da Sinn, wo sie lineares
Lesen unterstützen und wo typografische Unterscheidung nicht
möglich oder unerwünscht ist.
Woher all die falschen Doppelpunkte?
Das Phänomen tritt seit einigen Jahren auf, Tendenz steigend.
Ursachen liegen in den »gestrafften« Produktionsabläufen,
den fehlenden Zuständigkeiten und Kompetenzen. Eingesparte
Lektorate, Korrektorate und der Wegfall der Satzbetriebe wirken
sich aus. Ebenso die Manuskripterfassung durch Autoren, die richtigerweise
mit Doppelpunkten erfassen, deren Dateien aber oft ohne konzeptionelle
Überarbeitung für Satz und Druck formatiert werden.
Wie ist visueller Müll vermeidbar?
Durch deutliche typografische Auszeichnung des Textes und den Verzicht
auf Überflüssiges.
Wo Überschriften und Zwischentitel durch Schriftgröße,
Schriftschnitt, Farbe, Einzug usw. differenziert sind, brauchen
sie keine nachfolgenden Doppelpunkte mehr.
Wo Lexikon-Stichworte (Lemmata) am Zeilenbeginn fett gesetzt
sind oder durch Einzüge bzw. Ausstellung auffindbar werden,
muss kein Doppelpunkt auf das Folgende hinweisen.
Wo Tabellenüberschriften durch Schriftgrad/Schriftschnitt,
Fond oder Farbe.gekennzeichnet sind , stören sie die vertikale
Leseart.
Bei Briefbogen und Impressum übernimmt oft der
Umbruch die sinngemäße Gliederung. Telefon 089 157 28
62 ohne Doppelpunkt nach dem Wort Telefon ist klarer als die abgekürzte
Form Tel.: 089 123 45 67.
Entsprechendes gilt für Register, Tabellen, Fußnoten,
Schaubilder und Formulare. Und erst recht für Schaumedien wie
Buchumschlag, Plakat und Bildschirm
Legen Sie einen Mülltag ein!
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