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Lesbarkeit von Bildschirmtext
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Lesbarkeit von Bildschirmtext

Gut leserliche Texte berücksichtigen die Inhaltsstrukturen ebenso wie die Systemvorgaben der Medien. Um Leseverständnis und Motivation von Benutzern zu unterstützen müssen vor allem Lesevorgang, Lesart und Nutzenerwartung berücksichtigt werden.

LE SENWI EGE HTDAS?

Beim Lesen folgen die Augen der geschriebenen Zeile von links nach rechts. Wortbilder werden erkannt und als Impulse ans Gehirn weitergeleitet. Nur Leseanfänger buchstabieren, geübte Leser erkennen Wortbilder. Die Worte werden im Gedächtnis mit bereits gespeicherten Begriffen abgeglichen und entschlüsselt. Das dauert für lange oder zusammen gesetzte Worte länger als für kurz, denn das menschliche Auge sieht nur auf wenige Millimeter scharf. Beim Lesevorgang werden lange Wörter in Millimetersprüngen abgetastet (gescannt) und anschließend im Kurzzeitgedächtnis zusammengesetzt. Sinn wird gesucht. Unbekannte Worte werden über den Zusammenhang interpretiert und gemerkt.
Je mehr Begriffe bereits im Gedächtnis vorhanden sind, um so schneller und flüssiger kann der Mensch lesen. Über die Lesbarkeit von Text entscheiden demnach schon die Wortwahl und die Deutlichkeit der Wortbilder. Für das Verständnis ist dasLesen im Zusammenhang wichtig, der Lesefluss. Sprache/Textstruktur und Textorganisation steuern die Lesbarkeit und Benutzerfreundlichkeit von Text am Bildschirm.

Textorganisation
Dazu gehören die Wahl der (richtigen) Schrittype (Font), die Schriftgröße (Schriftgrad), der Zeilenabstand (Leerraum zwischen Zeilen) und die Laufweite der Schrift (Raumverbrauch in der Waagerechten), die Zeilenlänge (in Zeichen pro Zeile) und die Satzform (Block, Linksausrichtung flatternd, Mittelachse). Auch die Farbwahl von Schrift und Hintergrund beeinflusst Lesbarkeit erheblich. Und nicht zuletzt definiert die Wiedergabetechnik – die Bildschirmauflösung – die Schärfe des Schriftbildes.

Schrift
Die Wahl bei Bildschirmschriften ist begrenzt. Für Lesetext am Bildschirm eignen sich vorhandene Systemschriften. Sie können bei der Mehrzahl der Benutzersysteme vorausgesetzt werden. Arial, Geneva, Helvetica, Courier und Times gehören dazu. Obwohl die Times den formalen Ansprüchen an Bildschrimschrift nicht gerecht wird, ist sie systemübergreifend im Einsatz.. (Dank der Informatiker der ersten Stunde, die keine Typografen waren und dem Welterfolg des PC). Systemschriften sind für die Bildschirmdarstellung optimiert.

Es gibt (neuere) Schriften, die für Bildschirmwiedergabe bestens geeignet sind, aber eben nicht in allen Systemen verfügbar sind, sondern mitgeliefert werden müssen, etwa bei PDFs.

Formale Eigenschaften guter Bildschirmlesbarkeit sind: hohe x-Höhen (die konstante Höhe der Kleinbuchstaben ohne Ober- und Unterlänge) im Verhältnis zur Gesamthöhe der Schrift; offene Binnenräume (ausgeglichener Weissraum innerhalb und zwischen den der Zeichen) und gleichmäßige Balkenstärken.

Im Unterschied zu den Printmedien sind am Bildschirm Serifenschriften in kleinen Schriftgraden schlechter lesbar als Serifenlose. Das liegt vor allem an der Bildschirmauflösung. Die durchschnittliche Bidschirmauflösung von 72 dpi hat eine Pixelgrösse von etwa 0,35 mm, das entspricht annähernd dem typografischen Punkt. Grundsätzlich gilt daher: je kleiner die Bildschirmschrift und je feiner die Linien, umso schlechter ihre Bildschirmdarstellung. Slab-Serif-Schriften (Serifen-betonte Schriften mit gleichmäßig starken Strichstärken) mit breit laufendem Charakter sind gut darstellbar.(Beispiel Courier.)
Die Laufweite (Proportion der Buchstabenabstände) ist bei manchen (System)Schriften zu eng für die Bildschirmdarstellung eingerichtet, die Buchstaben scheinen sich zu berühren. Das erschwert das Lesen erheblich. Abhilfe schafft leichtes Sperren (Spationieren), d.h. geringfügiges Vergrößern der Buchstabenabstände innerhalb des gesamten Textes). Heller Text in farbigem oder schwarzem Hintergund muss ohnehin gesperrt werden, weil die Überstrahlung am Bildschirm die Buchstabenabstände optisch verringert.

Ohne Abstände keine Wörter. Angemessene Wortabstände definieren klare Wortbilder. Zu geringe Abstände hindern den Lesefluss – die Suche nach dem Sinn. Die Überschrift LE SENWI EGE HTDAS? zeigt das. DA wurden (nur) die Wortabstände versetzt – und schon müssen Sie wieder buchstabieren wie ein Erstklässler. Zu große oder unregelmäßige Wortabstände sind benutzerunfreundlich. Sie entstehen vor allem bei unsachgemäßem Blocksatz: zu geringe Zeichenzahl pro Zeile durch zu schmale Satzbreite bzw zu großen Schriftgrad. Oder – rein technisch – durch «erzwungenen» Blocksatz, eine Fehlfunktion des PC. Bitte nicht anrühren!

Leserichtung und Textbreite
Lesen ist ein erlernter Vorgang. Von Anbeginn an trainiert uns die abendländische Kultur darauf, von links nach rechts und von oben nach unten zu lesen. Orientierung von Leseeinheit zu Leseeinheit und der Lesefluss von Zeile zu Zeile sind die Grundlagen jeder Textorganisation.
Zu geringer Zeilenabstand stört flüssiges Lesen. Das Wortbild wird durch die zu nahe Folgezeile beeinträchtigt , der Einstieg in die Folgezeile schlechter gefunden. Bei langen Texten können Einzüge – der nach rechts versetzte Beginn der ersten Zeile eines Textblocks – die Orientierung fördern. Kurze Zeilen mit höchstens 60 Anschlägen sind für das Lesen am Bildschirm und das Verstehen geeignet.

 

   
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