Werkstattberichte

Bücher auf Anfrage

Bücher auf Anfrage, mit geringem Budget produziert und stückweise abrufbar – das war in den 500 Jahren seit Gutenbergs grundlegender Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern undenkbar. Der konventionelle Auflagendruck rentierte nur für hohe Auflagen, wo die Kosten von Bogen und Zylinder auf die Stückzahlen verteilt werden konnten. Auflagen unter 1000 Ex. rechneten sich nicht.
In jüngster Zeit ermöglicht das digitale Druckverfahren Publishing on Demand die Herstellung kleinstmöglicher Stückzahlen von Büchern – und damit eine kostengünstige Alternative. Was steckt dahinter?

Publishing on Demand

Das digitale Verfahren beginnt auf der Tastatur der Autoren. Die Daten werden im DTP weiter bearbeitet, umbrochen und dann Seite um Seite ausgedruckt. Im Gegensatz zum konventionellen Druck werden die Bücher nicht seriell in Bogen gedruckt, sondern einzeln. In einem verfeinerten Kopierverfahren wird die Schrift mit Toner auf das Papier gebrannt. Der Online-Workflow reduziert Produktionszeit und Kosten, die Ausdruckphase des einzelnen Buches dauert nur noch Stunden.
Anders die Weiterverarbeitung des Buchblocks zu einem Paperback oder Hardcover. Sie geschieht im herkömmlichen Verfahren und dauert entsprechend lang, teilweise ist sie noch mit Handarbeit verbunden. Format- und Materialwahl – insbesondere für den Einband – sind stark eingeschränkt.

POD wird vielfach missverstanden als erweiterter Kopierbetrieb, als (falsche) Freiheit, das eigene Buch billig und ohne Zensur zu realisieren. Der technische Hintergrund eines Kopierbetriebes reicht nicht aus fürs Büchermachen! Bestenfalls ermöglicht er eine von Standardsoftware geprägte Null-acht-fünfzehn-Gestalt. Schlimmstenfalls entsteht ein fehlerhaftes, unleserliches Produkt, mit gewelltem Papier, unregelmäßigen Buchstaben oder gestörtem Aufschlagverhalten.
Der Umgang mit der (noch) unausgewogenen Technik POD verlangt Erfahrungen und Kenntnis des Büchermachens. Die Beschränkung in Material und Ausstattung dieser Produktionsweise setzt gestalterische Kreativität voraus. Auch individuelle Bücher sollen ihre Leser und Benutzer ansprechen.

Für welche Inhalte und Nutzen eignet sich BOD?

Für Kleinauflagen ab 30 – 50 Stück; für kurzlebige Themen; für Bücher zu bestimmten Anlässen, z.B. PR- oder Jubiläumsbücher; für Themen, die im Verlag nicht realisierbar sind; für Textbände unter 500 Seiten, vorwiegend in Schwarz/Weiß-Wiedergabe; für Bücher mit Direktvertrieb; für Titel, die im Verlag lieferbar bleiben sollen (Backlist).

Vom fertigen Manuskript zum lieferbaren Buch

Das inhaltliche abgeschlossene Manuskript wir für POD idealerweise als unformatierte Textdatei übergeben, möglichst fehlerfrei. Der Inhalt wird beim POD-Anbieter mit einem professionellen Textverarbeitungs- oder Layoutprogramm typografisch umgesetzt und umbrochen. Autor und Hauskorrektor überprüfen den Papierumbruch. Nach der Freigabe des Umbruchs wird eine PDF-Datei als Grundlage für den Druckmaster erstellt.
Vom Master werden Musterexemplare erstellt zur Überprüfung von Inhalt, Verarbeitung und Druckausfall. Nach Freigabe dieser Referenzexemplare sind Bücher in gewünschter Anzahl abrufbar – auch über den Handel und im Internet.
Die geschilderte technische Abwicklung des Buches kann in sechs bis acht Wochen vollendet und das Buch lieferbar sein. Je nach Inhalt, Qualitätsanspruch und Markt braucht es aber vorab Überlegungen zu Zielsetzung, Zielgruppe, Wettbewerb und Vertrieb des Buches, zu Format und Umfang, Einbandart und Ausstattung. Kurz: ein Konzept, das dem Nutzen und der Positionierung des Buches am Markt entspricht. Denn wettbewerbsfähig und handfest soll es auch sein, Ihr Buch!

Wie unterscheiden sich POD-Bücher von herkömmlichen Büchern?

Für Leser im besten Fall gar nicht. Gleichmäßiger Satz, vierfarbige Umschläge, Hardcover oder Paperback sind im POD ebenso möglich wie in konventionellen Verfahren. Kapital- und Lesebändchen, runder Rücken und farbiger Umschlag ebenfalls.

Bei genauerem Hinsehen lassen sich dann doch Unterschiede feststellen:
Die Ausdruckqualität der Bücher schwankt.
Die Buchstabenabstände sind manchmal unausgeglichen.
Die Balkenstärke der Schrift ist vergleichsweise kräftig.
Fonds und Grafiken haben (manchmal) leichte Ausreißer und wirken unruhig.
Bei Paperbacks wellt sich der Umschlag leicht nach außen.
Die Umschlagklappe bei Schutzumschlägen ist etwas zu kurz ...

Im schlimmsten Fall – nämlich bei unsachgemäßem POD – wellt sich das Papier im Innenteil, das Buch schließt nicht richtig, der Satz ist zu fett und zu dunkel, die Fonds der Grafiken brechen weg usw. Diese Fehler aus unsachgemäßer Herstellung, die die Funktion und Ästhetik von Büchern negativ beeinflussen, sind weitgehend vermeidbar. Leichte Schwankungen im Druck sind aber durchaus noch normal.

Gestaltungsqualität

Wie bei jedem anderen Medium auch tun Gestalter und Hersteller von POD-Bücherngut daran, sich so gut wie möglich mit den technischen Eigenarten des Verfahrens vertraut zu machen. So lehrt die Erfahrung z. B.
... dass der Text fetter druckt, als wir das von konventionellen Verfahren gewöhnt sind
... dass Fonds und Grauflächen gröber und heller drucken als im herkömmlichen Verfahren
... dass der Druck von Buch zu Buch leicht schwankt
... dass die Ausgaben an unterschiedlichen Systemen in der Herstellungsphase unzuverlässig sind.
... dass Standardisierung und Rentabilität zu Lasten der Qualität gehen.
... dass funktional und ästhetisch anspruchsvolle Bücher kaum zu realisieren sind
... dass eine Vorabkontrolle oder Qualitätsgarantie des Druckergebnisses nicht möglich sind.

Ästhetik und Funktionalität

Ähnlich wie zu Beginn der Taschenbuchära um die Mitte des 20. Jahrhunderts stehen wir bei POD vor der Aufgabe, Buchästhetik neu zu definieren und zu entwickeln. Gute und schöne Bücher sind das Ergebnis übergreifend-konstruktiver Zusammenarbeit zwischen Inhalt und Form, zwischen Autor, Lektorat, Gestaltung und Herstellung. Die Entwicklung von POD fordert von allen Beteiligten kommunikative Offenheit und ganzheitlichen Erfahrungsaustausch.

Mit dem richtigen Partner ist ein qualitativ einwandfreies und marktfähiges Buch möglich. Wir beraten Sie dazu gerne.

 
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